Dresdner Tatort thematisiert Jugendunterbringungssystem
Im neuen Dresdner 'Tatort' 'Siebenschläfer' wird der Tod einer 16-Jährigen in einer Jugendunterbringung untersucht. Die Ermittler stoßen auf Ungereimtheiten im System der Jugendhilfe und mögliche Übermedikation. Der Krimi beleuchtet Kosten und Profite in der Branche.
Der Dresdner 'Tatort' 'Siebenschläfer', ausgestrahlt am Sonntag um 20:15 Uhr auf Das Erste, dreht sich um den Tod der 16-jährigen Lilly-Marie. Das Mädchen wurde aus einer schwierigen Familie in die Unterbringung 'Siebenschläfer' für traumatisierte Kinder gebracht. Dort erhielt sie Reittherapie, Hausaufgabenhilfe und Ergotherapie, was monatlich 9200 Euro kostete. In der Nacht kletterte sie aus dem Fenster, trank Schnaps am See und wurde am nächsten Morgen ertrunken aus dem Wasser gezogen. Fremdverschulden ist wahrscheinlich.
Verdächtig ist vor allem der 17-jährige Pascal, der in derselben Einrichtung lebte und mit ihr am See war. Der gewalttätige Jugendliche kostete nur 7000 Euro monatlich, möglicherweise weil er mit Psychopharmaka sediert wurde. Die Kinder im Heim wirken alle schläfrig, was Kommissarin Leonie Winkler (Cornelia Gröschel) und Dezernatsleiter Peter Michael Schnabel (Martin Brambach) auffällt.
Das Drehbuch von Frauke Hunfeld und Silke Zertz (Regie: Thomas Sieben) stellt Fragen zum Jugendunterbringungssystem: Wer finanziert es? Wer profitiert? Es wird auf private Träger hingewiesen, die Einrichtungen rentabel machen, sowie auf Einfluss von Psychiatern wie Dr. Brückner (Hanno Koffler), der ein Buch 'Heimerziehung 2.0' verfasst hat und möglicherweise der Pharmaindustrie nahesteht. Anspielungen auf DDR-Heime und ein Gedicht von Thomas Brasch runden den gesellschaftskritischen Ansatz ab.
Trotz Thriller-Elementen wie einer kapuzierten Figur fehlt es an Spannung; Zeitebenen verrutschen. Die Figuren sind teils diffus, teils übertrieben. Bewertung: 5 von 10 Punkten. Nach dem Ausstieg von Karin Hanczewski als Gorniak ermitteln nun Winkler und Schnabel als Duo.