Bruder von berliner opfer des tiergartenmords nach georgien abgeschoben

Der Bruder und die Familie des vor sechs Jahren in Berlin ermordeten Selimchan Changoschwili wurden nach Georgien abgeschoben, wo sie um ihre Sicherheit fürchten. Die Abschiebung erfolgte früh am Donnerstagmorgen, wie Behörden bestätigten. Kritiker sehen darin ein zynisches Signal an Gegner Russlands.

Vor sechs Jahren wurde der tschetschenischstämmige Georgier Selimchan Changoschwili von einem russischen Auftragskiller in Berlin erschossen, ein Fall bekannt als Tiergartenmord. Sein Bruder Surab Changoschwili und dessen Familie, darunter Minderjährige, wurden nun nach Georgien abgeschoben. Eine anonyme Quelle aus dem Familienumfeld bestätigte dies der ZEIT; zuvor berichteten tagesschau.de und die Deutsche Welle.

Die Abschiebung fand am frühen Donnerstagmorgen statt. Laut der Deutschen Welle brachen Polizisten die Tür zur Wohnung der Familie in Brandenburg auf, konfiszierten Telefone und brachten sie zum Flughafen BER. Dort wurden sie mit 47 anderen Personen in einem Charterflug nach Tbilissi ausgeflogen. Das Bundesinnenministerium bestätigte dies freitags in einer Pressekonferenz, nannte aber keine weiteren Details.

Weder Selimchan noch Surab Changoschwili erhielten Asyl. Im Herbst 2024 wies das Verwaltungsgericht Potsdam Eilanträge gegen die Abschiebung ohne Begründung zurück. Seitdem drohte der Familie täglich die Ausreise; Surab sprach im April 2025 mit der ZEIT darüber.

In Georgien fürchtet die Familie Verfolgung. 2015 überlebte Selimchan einen Anschlag in Tbilissi, dessen Täter nie gefasst wurden. Er kämpfte im zweiten Tschetschenienkrieg gegen Russland und war später Informant der georgischen Regierung. Surab half Verwundeten in Sicherheit. Unbeteiligte Familienmitglieder wurden in der Vergangenheit verfolgt, und die georgische Polizei geht brutal gegen die tschetschenische Minderheit vor, während Russen visafrei einreisen dürfen.

Der Grünen-Politiker Robin Wagener nannte die Abschiebung gegenüber tagesschau.de 'kalt und zynisch'. Sie sende ein fatales Signal an Putin-Gegner, dass auf Deutschland kein Verlass sei. Die schwarz-rote Koalition plant mehr Abschiebungen. Der Mörder Wadim Krassikow wurde vor einem Jahr im Gefangenenaustausch freigelassen.

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