Das EU-Parlament stimmte am Mittwoch dafür, vegetarischen und veganen Produkten zu untersagen, fleischähnliche Namen wie Veggie-Wurst und Vegoburger zu verwenden. Der Vorschlag, unterstützt von der europäischen Fleischlobby, stößt auf scharfe Kritik von schwedischen Akteuren der Lebensmittelindustrie und Politikern. Nun stehen Kompromissverhandlungen mit den Mitgliedstaaten an.
Am Mittwoch stimmte das EU-Parlament mit 355 zu 247 für einen Vorschlag, der vegetarischen Produkten verbietet, als Burger, Steak oder Wurst bezeichnet zu werden. Die Initiative stammt von der französischen konservativen Abgeordneten Céline Imart, die AFP vor der Abstimmung sagte: «Nennen wir die Dinge beim Namen.» Ziel ist es, durch neue Lebensmittelkennzeichnungsregeln die Vorschriften für europäische Landwirte zu erleichtern.
Schwedische Reaktionen sind einhellig kritisch. Der Wursthersteller Petter Bendelin, der Gotlands korvfabrik und pflanzliche Wurstwaren betreibt, nennt es «ziemlich albern»: «Es ist eine Haarspalterei über Dinge, die nicht wirklich so wichtig sind.» Er hebt dringendere Themen wie Inhaltsstoffe und Herkunft hervor und fragt, ob Verbraucher Veggie-Wurst mit Fleisch verwechseln: «Nicht, wenn Veggie-Wurst draufsteht.» Bendelin hofft auf eine Niederlage wie 2020, als ein ähnlicher Vorschlag abgelehnt wurde; andernfalls muss er seine Produkte umbenennen.
Die schwedische Fleischindustrie, vertreten durch CEO Magnus Därth von Kött- och charkföretagen, findet den Vorschlag ebenfalls übertrieben. «Wir vertreten diese Position nicht. Wir halten das für zu weit gehend,» sagt er, begrüßt aber die Reservierung spezifischer Fleischbegriffe wie Schinken, Filet und Chorizo. Er sieht Wurst und Burger als Formen und nicht als Inhalt: «Man kann sogar Reisbrei in einer Wursthülle kaufen.»
Die Kommunikationschefin Sara Paulsson bei Orkla Foods Sweden (Anamma) warnt vor doppelter Regulierung angesichts bestehender Verbraucherschutzvorschriften. Schwedische EU-Abgeordnete sind ebenso scharf: Heléne Fritzon (S) nennt es «peinlich,» Emma Wiesner (C) «völlig dumm,» und Jessica Polfjärd (M) glaubt, Schweden könne es im Rat blockieren. Der Vorschlag bedarf nun der Zustimmung der Mitgliedstaaten in Kompromissgesprächen.