Nach 35 Jahren verliert die SPD das Oberbürgermeisteramt in Potsdam an die parteilose Kandidatin Noosha Aubel. Sie setzte sich in der Stichwahl mit 72,9 Prozent der Stimmen gegen den SPD-Bewerber durch. Es handelt sich um die erste Frau in diesem Amt seit der Wende.
In der brandenburgischen Landeshauptstadt Potsdam hat die parteilose Noosha Aubel die Stichwahl um das Amt der Oberbürgermeisterin klar gewonnen. Mit 72,9 Prozent der Stimmen besiegte sie den SPD-Kandidaten Severin Fischer, der auf 27,1 Prozent kam. Die Wahlbeteiligung lag bei 42,5 Prozent.
Aubel, die zuvor als Bildungsbeigeordnete der Stadt tätig war, hatte bereits im ersten Wahlgang vor drei Wochen mit 34,0 Prozent vor Fischer (16,9 Prozent) geführt. Sie wurde von den Grünen, Volt, dem Bündnis für Vernunft und Gerechtigkeit sowie einer Wählergruppe unterstützt. Seit 1990 hatten Sozialdemokraten das Amt inne, darunter der prominente Matthias Platzeck, der später Ministerpräsident Brandenburgs wurde. Aubels Sieg gilt als kleine Sensation und markiert den ersten weiblichen Oberbürgermeister seit der Wende.
Die künftige Oberbürgermeisterin äußerte sich bewegt: »Ich bin überwältigt«, sagte sie am Abend der Wahl. Auf ihrer Wahlparty ertönten Sprechchöre mit ihrem Namen. »Ich glaube, was sich ausgezahlt hat, ist, dass ich echt geblieben bin, dass ich bei mir geblieben bin, dass die Menschen mich so kennengelernt haben, wie ich bin«, erklärte Aubel. Sie betonte, nicht alles versprechen zu wollen: »Es geht nicht immer alles.« Stattdessen plane sie, den Bürgern zu erklären, warum manche Dinge nicht funktionieren.
Ähnliche Entwicklungen zeigten sich in anderen brandenburgischen Städten. In Frankfurt an der Oder gewann der parteilose Axel Strasser mit 69,8 Prozent gegen den AfD-Kandidaten Wilko Möller (30,2 Prozent). In Eisenhüttenstadt setzte sich der von der SPD nominierte parteilose Marko Henkel mit 57 Prozent gegen den AfD-Bewerber Maik Diepold (43 Prozent) durch.