Mutter genießt sturmfrei, Tochter mit Down-Syndrom lernt Radfahren
Eine Mutter aus Deutschland beschreibt in einem Familiennewsletter ihre Erlebnisse, als ihr Mann und ihre Tochter mit Down-Syndrom für einige Tage zu den Großeltern fuhren. Sie nutzte die Zeit für sich allein, während die Tochter einen Meilenstein erreichte: Sie fuhr erstmals selbstständig Fahrrad. Die Geschichte betont Dankbarkeit für kleine Momente im Familienleben.
Sandra Schulz, Autorin des SPIEGEL-Familiennewsletters, teilt eine persönliche Anekdote über das Leben mit ihrer Tochter, die Down-Syndrom hat. Ihr Mann und die Tochter fuhren für ein paar Tage zu den Großeltern, was der Mutter Wochen im Voraus Freude bereitete. Am Abreisetag sagte die Tochter jedoch: »Mama, du zu Hause bleiben, bitte.« Schulz akzeptierte dies und genoss ihre Freiheit.
Sie unternahm ausgedehnte E-Bike-Touren von 50 bis 60 Kilometern durch die Hügellandschaft, aß ungestört Sauerbraten in einem Restaurant und nahm sogar den Bus in die falsche Richtung, was sie als befreiend empfand. Am zweiten Tag ruhte ihr Körper, und sie praktizierte eine »ganzheitliche Regenwurmdiät«, indem sie weder einkaufte noch kochte. Am dritten Tag buchte sie ein Wellnesshotel und schaute sich Familienfotos an, darunter Bilder der Tochter beim Bowling, auf dem Schulweg und beim Eisessen. Sie schickte ihrem Mann eine SMS: »Ihr fehlt mir (ein bisschen).« Die Antwort lautete: »Du fehlst uns auch (ein kleines bisschen).«
Bei der Rückkehr erfuhr Schulz von einem großen Ereignis: Die Tochter fuhr zum ersten Mal 15 Minuten lang selbstständig Fahrrad, Seite an Seite mit ihrem Vater, ohne dass jemand nebenher joggte. Die Familie hatte jahrelang darauf gewartet. Die Tochter plant nun eine Tour nur mit der Mutter: »Papa vielleicht oben arbeiten.«
Schulz reflektiert über Dankbarkeit für das »Nichterwähnenswerte« im Alltag und teilt Lesetipps zu Themen wie Liebesbekundungen durch Kochen, Kindesentwicklung, Inklusion in Schulen und der Pflege von ME/CFS-Patienten. Eine Leserin, Inga T., berichtet ähnliche Herausforderungen mit ihrem autistischen Sohn und fordert mehr gesellschaftliches Verständnis.