Die deutsche Pharmaindustrie verzeichnet trotz Rückgangs in der Gesamtwirtschaft ein Wachstum von 3,2 Prozent in der Produktion. Grund ist der Zollstreit mit den USA, der zu hastigen Exporten führte. Der Verband forschender Pharma-Unternehmen (VFA) erwartet anhaltend hohe Umsätze bis Ende des Jahres.
Der Verband forschender Pharma-Unternehmen (VFA) prognostiziert für das laufende Jahr ein Produktionswachstum von 3,2 Prozent in der Pharmaindustrie, während die gesamte deutsche Industrie um 1,7 Prozent zurückgeht. Die Investitionen sollen um 2,7 Prozent zunehmen, der Umsatz um 3,4 Prozent steigen, und die Beschäftigung in Deutschland leicht anwachsen.
Ein Hauptgrund für dieses Wachstum ist der Zollstreit mit US-Präsident Donald Trump. Im Frühjahr drohte er mit Zöllen auf die Pharmaindustrie, was Konzerne veranlasste, möglichst viele Medikamente schnell in die USA zu exportieren. Dadurch stiegen Produktion und Exporte sprunghaft an. Der Effekt hält an, da umgeleitete Lieferungen nun in andere Länder nachgeholt werden, wie der VFA mitteilt: "Die jüngst hohen Ausfuhren in andere Länder zeigen, dass nun zunächst in die USA umgelenkte Lieferungen in die ursprünglichen Empfängerländer nachgeholt werden."
Die USA sind ein entscheidender Absatzmarkt; rund ein Viertel der Pharmaexporte geht dorthin. Trump hatte zuletzt mit 100-Prozent-Zöllen auf Markenarzneien und patentierte Medikamente ab dem 1. Oktober gedroht. Später hieß es aus US-Regierungskreisen, die EU werde verschont, mit einer Zollobergrenze von 15 Prozent auf Arzneiimporte.
Die Trump-Regierung übt Druck aus, um hohe Arzneipreise in den USA zu bekämpfen. Konzerne wie Roche, Novartis und Sanofi kündigten Milliardeninvestitionen in den USA an; Merck aus Darmstadt schloss ein Abkommen mit der Regierung. Dennoch sollen Investitionen in Deutschland weiter steigen: "Auch wenn Investitionen in Deutschland zugunsten der USA zumindest teilweise zurückgestellt werden, dürften die Investitionen der Pharmaindustrie hierzulande weiter steigen", teilte der VFA mit. Für 2026 erwartet der Verband einen leichten Umsatzrückgang um 0,7 Prozent.