Gedächtnis als politische Waffe in Sonderausgabe einer Zeitschrift

Die Zeitschrift 'Questions internationales' veröffentlicht eine Ausgabe zu Gedächtnisfragen, zwischen politischem Instrument und Forderung nach Gerechtigkeit. Dieses Dossier erscheint inmitten gesättigter Gedächtnisforderungen in französischen und internationalen Nachrichten. Es untersucht, wie Gedenken nationale Narrative und geopolitische Strategien dient.

Französische und internationale Nachrichten sind gesättigt von Gedächtnisforderungen, die an Regulierungen erinnern, inmitten zunehmender Verstöße gegen internationales Recht, Respekt vor Personen und demokratische Werte. In Frankreich hebt die kürzliche Pantheonisation des Widerständlers Missak Manouchian und seiner Frau Mélinée, gefolgt von der des Anwalts Robert Badinter am 9. Oktober, die Bedeutung der Pflicht zur Erinnerung hervor. Badinter überzeugte die öffentliche Meinung und die nationalen Vertreter von der Abschaffung der Todesstrafe. Bald wird der Historiker Marc Bloch im Juni 2026 ins Panthéon aufgenommen. Emmanuel Macron wird so in acht Jahren sechs Persönlichkeiten pantheonisiert haben, die höchste Zahl für einen Staatschef über zwei Amtszeiten.

Patrick Garcia bemerkt in dem Artikel 'Le passé kidnappé ? Histoire et mémoire(s) dans les relations internationales' aus Ausgabe 133 der Zeitschrift, dass Gedenken ein politisches Instrument bleibt, das einer nationalen Erzählung dient. Diese inflationäre Gedenkkultur fördert jedoch weder nationale Bindung noch den Wunsch, 'Gesellschaft zu gestalten'. Im Gegenteil offenbart die Beschädigung des Grabes des Architekten der Entkriminalisierung der Homosexualität 1982, Stunden vor seiner Aufnahme ins Panthéon, französische Ressentiments.

International analysiert Alexandre Sumpf, wie Wladimir Putin die historische Umdeutung als Kriegs Waffe einsetzt. Er verherrlicht die ruhmreiche Rolle der Russen im Zweiten Weltkrieg, um die innere Kohäsion zu stärken, während er die Vasallisierung der Nachbarn verfolgt. Dies weckt einen gemeinsamen anti-russischen Nationalismus in der Ukraine, Polen und den baltischen Staaten sowie in mitteleuropäischen Ländern, kaukasischen Republiken oder zentralasiatischen. Die Pflicht zur Erinnerung schwankt so zwischen Sakralisierung und Banalisierung.

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