Die deutsche Industrie alarmiert vor neuen Kosten durch Erhöhungen der Trassenpreise für den Schienengüterverkehr. Ab 2026 sollen diese um 7,5 Prozent steigen, was Unternehmen wie BASF Mehrkosten in Millionenhöhe verursacht. Kritiker befürchten Abwanderung ins Ausland und höhere Emissionen durch Umstellung auf Lkw.
Die Bundesregierung plant, Unternehmen durch sinkende Energiepreise zu entlasten, stößt jedoch bei den Transportkosten auf Kritik. Der Trassenpreis, eine Maut für die Nutzung der Schieneninfrastruktur, soll zum 1. Januar 2026 um 7,5 Prozent auf etwa vier Euro pro Kilometer steigen – nach einer Erhöhung um 16,2 Prozent zu Jahresbeginn. Diese Kosten werden von der Deutschen Bahn und Wettbewerbern an Industriekunden weitergegeben.
Bei einer Bundestagsanhörung Mitte Oktober rechnete Gudrun Grunenberg von BASF vor: Für die Strecke vom Standort Schwarzheide nach Ludwigshafen (640 Kilometer) entstehen jährlich 400.000 Euro Mehrkosten, insgesamt für das Unternehmen ein zweistelliger Millionenbetrag. Für die gesamte deutsche Industrie belaufen sich die Zusatzkosten auf über 200 Millionen Euro.
Großunternehmen aus Auto-, Chemie- und Stahlbranche sowie Eisenbahnverkehrsunternehmen protestieren. Verkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) arbeitet an einem Gesetz zur Abmilderung, doch Branchenvertreter halten es für unzureichend – es blieben fast 200 Millionen Euro Mehrkosten. Forderungen nach Ausweitung der Trassenpreisförderung scheiterten im Haushalt 2025 am Widerstand von Finanzminister Lars Klingbeil (SPD).
Zusätzlich sorgt der Haushaltsentwurf 2026 für Argwohn: Er plant 350 Millionen Euro Einnahmen aus Beteiligungen, vermutlich Dividenden der DB InfraGO aus Trassenpreisen. Peter Westenberg von Verband »Die Güterbahnen« kritisierte: »Dieses Vorgehen wirkt, als würde der Bund sich selbst eine Belohnung dafür auszahlen, dass er die Schiene teurer macht.«
Sabine Nallinger von Stiftung KlimaWirtschaft warnte: »Die Trassenpreiserhöhung schmerzt besonders die Unternehmen, die im internationalen Wettbewerb stehen und langfristig auf die Schiene gesetzt haben.« Ohne höhere Förderung drohe Abwanderung und Rückkehr zum Straßenverkehr, was Emissionen steigere. Die Bundesnetzagentur deutet an, dass Preise auf fünf Euro klettern könnten.