Die Europäische Union plant ein verstärktes Vorgehen gegen die russische Schattenflotte von Öltankern, die Sanktionen umgeht. EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas fordert eine formalisierte Zusammenarbeit mit den Flaggenstaaten dieser Schiffe. Dies soll Russlands Einnahmen aus dem Ölhandel weiter drosseln.
Seit dem Frühjahr 2022, als Sanktionen gegen Russland wegen des Überfalls auf die Ukraine verhängt wurden, baut Russland eine Schattenflotte auf, um diese zu umgehen. Schätzungen zufolge wird jeder fünfte Liter Erdöl von russischen Schiffen transportiert, die unter falscher Flagge fahren. Divergierende Schätzungen nennen 600 bis 1400 Öltanker, die ihre Herkunft durch Registrierung in anderen Staaten verbergen. Viele dieser Schiffe sind alt, schlecht gewartet und stammen aus dem europäischen Markt, wie Griechenland.
Mitte 2022 führten die G7-Staaten und Partner den Oil Price Cap ein, um russische Öleinnahmen zu begrenzen, während die EU ein Einfuhrverbot erließ. Russland reagierte mit Tankern unter Flaggen von Staaten wie den Cayman Islands, Liberia oder den Arabischen Emiraten, die den Preisdeckel nicht einhalten.
Der Europäische Auswärtige Dienst schlägt bilaterale Vereinbarungen mit diesen Flaggenstaaten vor, wie ein Dokument zeigt, das Reuters vorliegt. EU-Mitgliedstaaten handeln bereits robuster: Deutschland gegen die 'Eventin', Frankreich gegen die 'Boracay', Estland gegen die 'Kiwala' und Finnland gegen die 'Eagle S'. Die EU hat über 400 Schiffe und Einrichtungen sanktioniert. Am Montag beraten Außen- und Energieminister in Luxemburg darüber, Anfang Oktober einigte sich die G7 auf gemeinsames Vorgehen. Einige Schiffe gerieten zudem in Verdacht, an Spionage und Sabotage beteiligt zu sein.